Politiker müssen miteinander sprechen. Keine Frage. Auch die Vertreter der führenden Industrienationen müssen und sollen miteinander das Gespräch, vor allem auch jenseits der aktuellen tagespolitischen Ereignisse suchen. Und: Politiker reisen nicht alleine, vor allem nicht wenn es wichtig wird. Zu wichtigen Gesprächen reisen deshalb nicht nur die Präsidenten und Kanzler an, sondern ein großer Stab an Beratern und Sicherheitspersonal. Offizielle Zahlen, wie viele Teilnehmer zu einem Gipfel tatsächlich kommen, sind nicht bekannt. Aber es sind neben den Staatsoberhäuptern einige hundert weitere Gipfelteilnehmer aus den Verwaltungen, etwa 2000 bis 3000 Medienvertreter und mehrere tausend Sicherheitskräfte. Geschätzt werden sich zwischen 5000 und 10.000 Menschen an den eigentlichen Gipfeltagen im Elmauer Tal aufhalten. Zusammen bringen es die beiden für den Gipfel von der Bundesregierung angemieteten Hotels „Schloss Elmau“ und „Das Kranzbach“ auf ca. 500 Betten. Wobei es eher weniger sind, wir wollen aber an dieser Stelle nicht darüber spekulieren wie die Doppelzimmer belegt werden. Deshalb trifft die Behauptung der Bundesregierung „Schloss Elmau erfüllt alle logistischen und sicherheitstechnischen Anforderungen an einen G8-Gipfelort“ (http://www.bundesregierung.de/Content/DE/Pressemitteilungen/BPA/2014/01/2014-01-23-g8-schloss-elmau.html, abgerufen am 4.7.2014) nicht zu. Um Elmau gipfeltauglich zu machen sind erhebliche Baumaßnahmen notwendig, wie etwa die Errichtung eines Medienzentrum, der Neubau von Unterkünften , die „Ertüchtigung“ der Zuwegungen, die Verlegung von neuen Wasserleitungen, der vorzeitige Ausbau des digitalen Behördenfunks und vieles mehr. Ein Teil dieser Maßnahmen mag dem Landkreis und den Orten auch nach dem Gipfelende zu gute kommen, ein Großteil ist anschließend überflüssig.
DIe Auswahl der Tagungsorte für die Treffen der G8 sind Sache des gastgebenden Landes. Die Eignung eines Ortes für die Aufgabe scheint dabei oft in den Hintergrund zu treten. Tatsache ist: Wegen der enormen Sicherheitsanforderungen sind nur entsprechende ausgestattete Ort für einen G8-Gipfel geeignet. Entscheidungen für den Tagungsort sind fast immer Folge von Überlegungen, die nichts mit der Planung des Gipfels, sondern einer Botschaft des Gastgeberlandes zu tun haben. Einige Beispiele aus der Gipfelgeschichte:
G8-Gipfel 2013 am Lough Erne(Nordirland). Für den britischen Premierminister David Cameron war wohl das wichtigste Motiv , mit der Wahl eines Tagungshotels im jahrzehntelang umkämpften Norden Irlands ein Zeichen für den erfolgreichen Friedensprozess zu setzen. Zudem galt das Golfhotel als gut sicherbar, da es in einer kaum bewohnten Region liegt und von mehreren Seiten von Wasser umgeben ist. Um darüber hinwegzutäuschen, dass die Gegend weitgehend verlassen ist, wurden in die Schaufenster des benachbarten Örtchens Fivemiletown Fototapete geklebt, die vortäuschen sollte, der Ort sei belebt. (http://www.spiegel.de/fotostrecke/fototapeten-gaukeln-in-nordirland-wohlstand-vor-fotostrecke-97945.html, abgerufen am 4.7.2014)
G8-Gipfel 2009 in l’Acquila (Italien). Der italienische Ministerpräsident Silvio Berlusconi verlegte den Tagungsort nach l’Acquila, das kurz zuvor von einem Erdbeben getroffen wurde, um zum einen die italienischen Anstrengungen zum Wiederaufbau der Stadt der Öffentlichkeit zu zeigen und andererseits der Bevölkerung zu demonstrieren, dass er sich für die Bevölkerung engagiere. Doch bis 2014 ist das Fazit eher negativ. Zwar wurden mit viel Geld überteuerte neu Wohnsiedlungen am Stadtrand hochgezogen, doch die Sanierung und Rettung der Altstadt kommt erst jetzt in Gang. 5 Jahre später. (http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.fuenf-jahre-nach-dem-erdbeben-der-knoten-in-l-aquila-ist-geplatzt.2485ec37-ff74-4e4c-8ff3-50e4648c197e.html, abgerufen am 4.7.2014).
Elmau ist kein historischer Ort. Wenn das Elmauer Tal symbolhaft für etwas stehen kann, dann für weitgehend unberührte Natur, die all unsere Anstrengungen zu ihrem Schutz verdient. Ein Gipfel, vom Ausmaß des G8, ist da wahrlich das falsche Zeichen.
Von Gipfelbefürwortern wird gerne der Werbewert für die Region hervorgehoben, in der der Gipfel stattfindet. So auch in Garmisch-Partenkirchen und Umgebung. Wir glauben nicht, dass der Gipfel hohen Werbewert für die Region entfalten wird. Im Gegenteil: Wir befürchten eher Negativwerbung. Die Urlauber in der Region suchen Entspannung und Erholung. Stammgäste, die regelmäßig Ende Mai, Anfang Juni nach Garmisch-Partenkirchen und Umgebung kommen, werden nun erst einmal Absagen erhalten. Definitiv keine Werbung, denn wer hört schon gerne, dass andere wichtiger als man selbst sind, auch wenn die anderen Obama, Hollande oder Merkel heißen. Während des Gipfels werden Besucher und Fernsehzuschauer vor allem Bilder von Absperrzäunen, Polizei und Hubschraubern zu sehen bekommen. Das sind die Bilder, die am Ende in den Köpfen hängen bleiben werden . Elmau mit 10.000 Gipfelteilnehmern ist keine Idylle, sondern das genaue Gegenteil. Spekulieren wir aber darauf, dass künftig Luxusgäste nach Garmisch-Partenkirchen kommen, so dürfte davon - wenn überhaupt - nur das Schloßhotel profitieren, da andere gleichwertige Hotels im Landkreis nicht zur Verfügung stehen. Die Insolvenz des Grand-Hotels Heiligendamm, Gastgeber des Gipfels 2007, läßt uns freilich auch etwas düsterer in die Zukunft von Hr. Müller-Elmau blicken. Immerhin haben wir aber hier einen erfahrenen Hotelier am Ruder und keinen Finanzierungshasardeur wie Anno August Jagdfeld. Aber wir halten es schon für bedenkenswert, dass der alte Verwaltungsratschef von Heiligendamm, Heinz Weber, für das Hotel eine Vier-Sterne-Plus Strategie empfahl. Ähnlich schätzen Tourismusexperten das Entwicklungspotential für die Gemeinden im Landkreis ein. Garmisch-Partenkirchen ist keine Nobeldestination, auch wenn dies viele lange Zeit nicht wahrhaben wollten.
Es gehört schon zum guten Ton, dass Politiker vor einer Großveranstaltung regelmäßig beteuern, dass die Schäden an Umwelt und Natur auf ein Mindestmaß beschränkt werden sollen. So auch der bayerische Innenminister Herrmann vor dem bayerischen Landtag ein Jahr vor dem Gipfel. Erst nachher stellt sich heraus, dass das "unvermeidbare" dann doch deutlich mehr ist als das "gerade noch Erträgliche". Das Elmauer Tal grenzt an das FFH Schutzgebiet "Schachen und Reintal". Zu den dort lebenden Wildtieren zählen Steinadler, Rauhfußhühner und Kleineulen. Die vielen Hubschrauberflüge vor, während und auch nochj nach dem Gipfel werden diese besonders bedrohten Tierarten ebenso in ihrem natürlichen Lebensraum beeinträchtigen wie Gams, Reh und Hirsch.
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