Wo sind die Arbeitskräfte? Wir reden über Ursachen und Lösungen

21.11.23 – von Irmi Gallmeier –

Die Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft hat eine Studie beim Forschungsinstitut Prognos in Auftrag gegeben, deren Ergebnisse im August diesen Jahres veröffentlicht wurden: danach ist der Landkreis Garmisch-Partenkirchen das Schlusslicht des Arbeitekräftemangels in Oberbayern in der Prognose für 2035. Uns werden bis dahin mehr als 13% Arbeitskräfte fehlen, das sind 38.500 Menschen! Die "toxische Kombination" eines hohen Prozentsatzes an Jobs im Niedriglohnsektor (Tourismus und Gesundheit/Pflege) und hoher Lebenshaltungskosten (z.B. bezahlbarer Wohnraum) im Landkreis zeichnet für diese Entwicklung verantwortlich.

Dieser Mangel macht sich schon seit längerem deutlich bemerkbar in Form von langen Wartezeiten auf bestimmte Dienstleistungen und geschlossenen Betrieben. Aber...es gibt auch die kleinen Sterne, die aus diesem Problem herausstrahlen: das Biohotel (und Gemeinwohl-Oekonomie Betrieb) Garmischer Hof/Bavaria hat nach eigener Aussage kein Arbeitskräfteproblem, und das aus guten Gründen!

Konstanze Seiwald von Thurn und Daniel Schimmer vom Management-Team der Hotels Garmischer Hof/Bavaria haben uns im Grünen Diskurs am 20. November 2023 sehr eindrucksvoll aufgezeigt, wie sie über Jahre hinweg in ihre Mitarbeitenden investiert haben und neue Wege gegangen sind, um diese im Betrieb zu halten. Dies beginnt bei einfachen Dingen wie Mitarbeiter-Rabatten, die Förderung von Fortbildungen bis hin zur Verfügungstellung von Mitarbeitenden-Wohnungen. In den Hotels Garmischer Hof/Bavaria arbeiten Menschen aus 12 Nationen, und solch kleine Dinge der Wertschätzung wie beispielsweise dem türkischen Gärtner einen Schrebergarten zu vermitteln machen den Unterschied in der Attraktivität als Arbeitgeber aus. Da muss so mancher Betrieb im Landkreis noch einiges dazulernen!

Daniel Schimmer erläuterte aber auch die Probleme schier unüberwindlicher bürokratischer und juristischer Hürden bei der Gewinnung von ausländischen Mitarbeitenden, gerade wenn es um einen Ausbildungsplatz und die anschliessende Weiterbeschäftigung dieser Menschen geht.

Hier konnte MdB Dieter Janecek, Koordinator der Bundesregierung für Maritime Wirtschaft und Tourismus einhaken. Als Mitarbeiter von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck hat er an der Neugestaltung des "Fachkräfte-Einwanderungsgesetz" mitgearbeitet, das kürzlich in Kraft getreten ist. Bundesinnenministerin Nancy Faeser bezeichnet es als "Das modernste Einwanderungsrecht der Welt", und es soll dabei helfen, gerade diese bürokratischen und juristischen Hürden abzubauen.

In der Diskussion mit den drei ReferentInnen und den Teilnehmenden wurde deutlich, was es hier vor Ort im Landkreis Garmisch-Partenkirchen braucht, um sich dem Arbeitskräftemangel entgegenzustellen:

1. Potenziale heben

Gerade in der Gruppe Frauen und Aeltere Menschen gibt es noch viel ungenutztes Potenzial an Arbeitskräften. Hier gilt es, ein Umfeld zu schaffen (z.B. Kita- und Betreuungsplätze, steuerliche Anreize für ältere Menschen), das es dieser Gruppe von Menschen erleichtert einen Job anzunehmen - so sie das möchten! Und diese Menschen sind ja bereits vor Ort und benötigen keine neue Wohnung.

Die Digitalisierung stellt ein weiteres Potenzial dar, das es stärker zu nutzen gilt - vor allem im Bereich der Erleichterung von Arbeitsabläufen. 

2. Bürokratie abbauen

Gerade im Bereich "Arbeitskräfte aus dem Nicht-EU Ausland" stehen viele Betriebe vor der schier unlösbaren Aufgabe, sich durch einen Dschungel an Formalia und Formularen zu kämpfen. Bürokratie-Abbau wie auch Unterstützung vor Ort, um durch diesen Dschungel zu navigieren sind Lösungsansätze. Das neue Fachkräfte-Einwanderungsgesetz verspricht Abhilfe

3. Neu denken

ArbeitgeberInnen wie auch VerbraucherInnen sind gefordert, ihre Arbeitswelten neu zu denken und unseren veränderten Lebenswelten anzupassen, nicht zuletzt um den geänderten Ansprüchen von Mitarbeitenden entgegenzukommen und attraktive Arbeitspätze zu schaffen. Muss der Bäcker heutzutage ein Vollsortiment frischer Backwaren bereits um 6 Uhr morgens seinen KundInnen zur Verfügung stellen oder reicht morgens die frische Breze und dafür dann mittags/abends ein breites Sortiment frischer Backwaren?

Den Mitschnitt der Vorträge unserer drei ReferentInnen findet ihr unter diesem link.

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