Ethnopluralismus, Neue Rechte und die FPÖ

Eine Rückschau auf den Vortragsabend am 11.7. in Murnau

12.07.17 – von Doro Sührig –

„Lasst uns die Brückenbauer für die Zukunft Europas sein. Gegen die Sprengmeister von Rechts,von denen es schon viel zu viele gibt.“

Mit diesem Appell, den Eike Hallitzki, der Landesvorsitzende von Bündnis90/Die Grünen in Bayern, an die Zuhörer*innen richtete, begann ein spannender und aufschlussreicher Abend.

Wir treten denen mit aller Kraft und Leidenschaft entgegen, die die Grundlagen unserer Demokratie als Ganzes bedrohen, die die individuellen Rechte jedes Einzelnen und die universelle Gültigkeit der Menschenrechte in Frage stellen. Daher sei es so wichtig, so Eike weiter, dass wir unsere demokratische Kultur fördern und zivilgesellschaftliche Initiativen unterstützen. Wir brauchen präventive Bildungsangebote ebenso wie ein repressives Vorgehen gegen rechte Straftäter.

In ihrem Vortrag erklärte uns die Referentin, Frau Dr. Globisch von der Universität in Innsbruck, wie die Neue Rechte, die Identitäre Bewegung und die ihnen nahe stehenden Parteien in ganz Europa einer neuen Form von Rassismus Vorschub leisten: sie weisen unterschiedlichen Kulturen eigene Territorien zu. Damit stellen sie die gegenseitige interkulturelle Bereicherung nicht nur in Frage, sondern verteufeln sie als besonders schädlich, da dies den Menschen ihre Identität raube.

In Österreich wie in Deutschland werden antiquierte Heimatgefühle neu heraufbeschworen. Das christliche Abendland sei in Gefahr und damit unsere gemeinsamen Werte bedroht. Dabei darf dieses „christlich“ nur traditionalistisch verstanden werden, denn auf neutestamentliche Werte wie Nächstenliebe lassen sich die Anhänger dieser Demagogie nicht festnageln. Traditionalistisch bis an die Schmerzgrenze ist auch ihr Gesellschaftsbild, was sie bei der Diskussion um die „Ehe für alle“ ebenso beweisen wie bei der Rolle, die sie „unseren Frauen“ zudenken, wenn sie „mehr Einwanderung durch den Geburtskanal deutscher Frauen“ verlangen.

Wenn die Ethnoplurasisten „Deutschland uns Deutschen“ skandieren, so fordern sie zugleich die „Türkei den Türken“, „den Iran den Persern“ usw. In einem Zug propagieren sie „Israelis raus aus Palästina“ und bedienen damit uralte antisemitische Ressentiments gleichsam in einem Atemzug mit ihrem immer stärker werdenden Anti-Islamismus. Weisen die Ethnopluralisten einer „Volksgemeinschaft“ nämlich kein Territorium zu, so entziehen sie ihnen gleichsam das Existenzrecht. „Volksgemeinschaften“ werden hier stets homogen gedacht, Individualität ist nicht vorgesehen.

Doch wer unterstützt solch krude Ideologien? Die Antwort darauf kann nur vielschichtig ausfallen, so die Referentin. Meist sind es Männer, die ihre Privilegien gefährdet sehen und diffuse Ängste um ihre kulturelle Identität haben, sich abgehängt fühlen. Genau die weißen Männer, die seit der Silvesternacht in Köln bei jedem Übergriff durch Migranten auf „ihre Frauen“ die Sektkorken knallen lassen und gleiche Delikte, aus ihren eigenen Reihen begangen, konsequent ignorieren, als gebe es sexualisierte Gewalt allein durch Zuwanderung und sei nicht schon immer ein gesellschaftliches Problem, gerade in den eigenen patriarchalen Strukturen. Wo sie sich als Individuum nicht zuständig fühlen, verlangen sie von „den Fremden“ als homogene Masse, pausenlos Distanzierungen.

Es ist elementar wichtig, dass wir, die Mehrheit der demokratischen, freiheitlichen Bürger*innen uns diesen Ideologien, diesem neu verbrämten Rassismus, diesem nach unten Treten, auf die, die unsere Hilfe dringend brauchen, Einhalt gebieten und uns entschlossen und geschlossen den Neuen Rechten, den Identitären, den Ethnopluralisten und den Parteien, die von rechts außen in die Parlamente drängen, entgegen stellen. Es geht um nicht weniger als unsere Freiheit.

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