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Tourismus nach Corona: Chancen für mehr Nachhaltigkeit – oder die Frage wie wir das Kirchturmdenken überwinden können

26.08.20 –

6% mehr Übernachtungen, bei gleichzeitig 10% weniger Ankünften im Juli in Garmisch-Partenkirchen. Man könnte meinen, alles im Grünen Bereich. Wirklich jetzt?
Im Rahmen seiner Sommertour „Tourismus nach Corona“ besuchte am vergangenen Montag, den 24. August, Stefan Schmidt, MdB, Mitglied des Ausschusses für Tourismus und Sprecher der Grünen Bundestagsfraktion für Kommunalfinanzen, Garmisch-Partenkirchen, um einen Blick hinter die Zahlen zu werfen und gemeinsam mit Grünen Kreis- und Gemeinderäten aus dem Landkreis, sowie unserem Grünen Landtagsabgeordneten für den Südlandkreis, Hans Urban, und natürlich den Grünen Mitgliedern vor Ort nach Lösungen zu suchen. Die Grüne Jugend war natürlich auch mit dabei.

Doch der Reihe nach: Zunächst stand ein Besuch bei der GaPa Tourismus GmbH auf dem Plan, wo uns deren Geschäftsleiter Herr Gerber begrüßte. Für den wissenschaftlichen Hintergrund sorgte Dr. Hannes Vogelmann vom Institut für Meteorologie und Klimaforschung (IMK) des Karlsruher Institut für Technologie (KIT).
Von unserer Seite wurde die Runde durch Stefan Schmidt, MdB, Hans Urban, MdL, unser Sprecherteam Christl Freier (Sprecherin Kreistagsfraktion) und Stephan Thiel ( Gemeinderat Garmisch-Partenkirchen und Kreisrat), sowie von Irmi Gallmeier (AK Tourismus des OV Garmisch-Partenkirchen), Thomas Stärz (Schriftführer KV) und Stefen Kossegi (Sprecher OV Garmisch-Partenkirchen) vervollständigt.

Schnell ging es in dieser Runde ans Eingemachte. Herr Dr. Vogelmann stellte klar, dass in den Gebirgsregionen dieser Welt der Klimawandel doppelt so schnell voranschreitet, wie anderswo. Konkret bedeutet das hier, die Niederschläge im Winter werden zwar mehr, aber bis in Höhen von ca. 1500 Meter fallen diese vor allem als Regen. An Schneesicherheit ist nicht mehr zu denken. Der Einsatz von Schneekanonen ist in diesem Szenario auch kaum mehr möglich und selbst wenn man noch Wege dazu findet, ist dieser vollkommen unwirtschaftlich und ökologisch gesehen sowieso unverantwortbar!
Was bedeutet das für den Wintersportort Garmisch-Partenkirchen? Talabfahrten – gehören wohl in der Zukunft der Vergangenheit an. Doch da wusste Herr Gerber einiges richtig zu stellen. Garmisch-Partenkirchen hat zwar das Image eines Wintersportortes, aber es ist kein klassisches Skigebiet. Wer nur Skifahren will, der kommt nicht zu uns! Und das spiegeln auch die Zahlen wieder: Im Winter werden nur 40% der Umsätze gemacht, während es im Sommer 60% sind. Garmisch-Partenkirchen ist eine Ganzjahresdestination!

Und Corona? War da was? Damit kommen wir zurück zum Anfang.
Nichts ging mehr, Lockdown, die Gäste blieben weg, gerade auch die Gäste aus dem Ausland sind weiterhin von den Straßen verschwunden. Eine Erholung wird erst für das nächste Jahr erwartet. Alles nur schlecht? Nein! Die Garmisch-Partenkirchner und auch die Bewohner der anderen Gemeinden im Landkreis hatten für ca. 2 Monate ihre Orte wieder für sich. Sie konnten die Ruhe erleben, sehen wie ihr Ort sein könnte.
Und dann? Die ausländischen Touristen sind noch nicht zurück, aber die Inlandstouristen dafür umso mehr. Bereits im Juli konnten 6% mehr Übernachtungen verzeichnet werden als im Vorjahr.
Nach der Ruhe war für viele angesichts der Autokolonnen klar: So kann es nicht weitergehen! „Ausgebremst is!“ – ein Schlachtruf durchdringt die Gemeinden der Region, von Wallgau über Grainau bis nach Kochel – bisher...

Hinter diesen 6% verbirgt sich aber kein Drama, sondern auch sich abzeichnender positiver Trend. 6% mehr Übernachtungen bei 10% weniger Ankünften. Mit anderen Worten: Die, die gekommen sind, sind länger geblieben! Das ist ein Trend, an dem wir Grüne weiter arbeiten wollen.
Weg vom Tagestourismus, weg vom schnell, schnell, hin zu einer Entschleunigung, einem Tourismus, bei dem es wieder normal wird, auch mal ein oder zwei Wochen an einem Ort zu bleiben und den Ort wirklich zu erleben, und ja, auch den einen oder anderen Euro vor Ort in den Geschäften, in den Gaststätten, zu lassen.

Aber warum dann all der Unmut? Ein Blick auf die Straßen genügt. Autos, Autos, Autos, wohin man auch blickt Blech, Staub, Smog! Wieso kommen die nicht einfach alle mit dem Zug?
Damit der Zug eine echte Altnative für all die Autofahrenden wird, braucht es den zweigleisigen Ausbau der Werdenfelsbahn und einen Halbstundentakt zwischen München und Garmisch-Partenkirchen. Jetzt ist es an der Zeit, dass endlich mal in die Schiene investiert wird und nicht wieder nur in die nächste Straße.
Dazu braucht es den politischen Willen auf allen Ebenen. Vor Ort, auf Landesebene und auf Bundesebene. Die Tunnelprojekte sind das beste Beispiel dafür, was möglich ist, wenn der politische Wille da ist.

Doch mit der Anreise ist es nicht getan. Es hat keinen Freizeitwert stundenlang an einem Bahnhof auf einen Anschlusszug oder Bus zu warten, eben so wenig wie stundenlang mit dem eigenen Auto herumfahren zu müssen auf dem Weg nach Garmisch-Partenkirchen oder vor Ort selbst im Stau zu stehen.
Die Anschlüsse müssen funktionieren und zwar reibungslos. Beispiel Eibsee: Busse müssten mindestens im Zehnminutentakt zu Stoßzeiten vom Bahnhof zum Eibsee hochfahren. Dann muss sich niemand mehr mit dem Auto bis zum Eibsee vorkämpfen.

Und wie war das mit den Taschentuchwüsten? Sanitäranlagen und Müllentsorgungseinrichtungen, sowie eine klare Beschilderung, a la „Wo finde ich die nächste Toilette“ würden helfen.

Hinter allem steht das Stichwort Besucherlenkung. Doch das kann Garmisch-Partenkirchen nicht alleine. Dafür braucht es die Nachbargemeinden und es braucht Land und Bund. Bei unserem Besuch waren wir Grünen von allen Ebenen vertreten. Aus dem Landkreis wie aus Land und Bund. Der Schlüssel liegt in der Überwindung des Kirchturmdenkens, das war uns allen klar.

Und so wurde auch mit den Mitgliedern aus dem Kreisverband und der Grünen Jugend in zwar entspannter Runde nicht weniger hitzig diskutiert.
Wie schaffen wir es, dass das Geld das da ist, u.a. durch die Regionalisierungsfonds, endlich in den Schienenausbau gesteckt wird und der Ausbau der Werdenfelsbahn endlich die Priorität bekommt, die er braucht?
Wie schaffen wir einen Erholungsverbund? Wie holen wir auch München an Bord, um etwa die finanziellen Lasten zu stemmen?
Die Konzepte gibt es bereits. Man muss bei uns nur ein wenig über die Grenze nach Österreich, Italien oder in die Schweiz blicken. Sei es eine Besucherlenkung durch klar definierte Ruhe- und Aktivitätszonen, eine eng getaktetes wunderbar ausgebautes ÖPNV Netz, das günstig bis kostenlos für die Einheimischen wie den Touristen ist, weil alle Akteure von staatlicher wie privater Seite einzahlen, und das nicht an der Gemeindegrenze endet.
Packen wir es an – hier für unsere Region.

Wir bedanken uns insbesondere bei Stefan Schmidt, MdB für die Initiierung des Treffens und Hans Urban, für seine vielen Ideen aus der Region und für die Region, sowie bei Irmi Gallmeier und Thomas Stärz für die Organisation des Treffens. Wir vom Kreisverband wollen auch in Zukunft das Kirchturmdenken überwinden und über alle Ebenen und Grenzen hinweg für optimale Lösungen eintreten.

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KV GAP

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